Der Fußball als Melkkuh

Wahrscheinlich hat Ex-DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder den Spruch nicht erfunden, aber der gewiefte CDU-Politiker aus dem „Ländle“ hat ihn gerne zitiert: „Auf hoher See und vor deutschen Gerichten bist Du nur noch in Gottes Hand.“

Ein Zitat, das sie derzeit in Leverkusen gerne verwenden. Denn das Landgericht in Köln hat ein Urteil aus Absurdistan gefällt: Weil der Sponsor Teldafax in den Jahren 2009 bis 2011 seine Trikot-Sponsorengelder an Bayer nicht pünktlich bezahlt hat, hätte Bayer wissen müssen, dass die Pleite des Sponsors bevorstand. 2011 ging der Konzern, der offensichtlich auch via Sportsponsoring auf ein Schneeballsystem gehofft hatte – immer mehr Neukunden, um Löcher zu stopfen – dann in die Insolvenz. Deshalb hätte Bayer die Sponsorengelder gar nicht erst kassieren dürfen.

Das ist in etwa so, als müsse ein Stammgast für die Schulden eines pleite gegangenen Kneipiers aufkommen, weil er als Stammgast ja hätte bemerken müssen, dass der Laden nicht mehr lief.

Das ist also ein hanebüchenes Urteil, welches wohl nur in einer Karnevalshochburg gefällt wird – und wohl auch nur, weil Köln und Leverkusen sich nicht grün sind. Es ist jedenfalls schwer vorstellbar, dass das Landgericht Nürnberg den FC Bayern zur Rückzahlung von Sponsorengeldern verurteilt, wenn die Telekom-Aktie fällt.

Aber mit dem Fußball kann man es ja machen, zumal mit einem Werksverein. Bayer wird der „Spaß“, sollte das Urteil Bestand haben, inklusive Zinsen rund 20 Millionen Euro kosten. 20 Millionen – das ist ein Jahr Gruppenphase Champions League, oder in etwa der Zuschuss, den „das Werk“ dem Fußballverein jährlich gewährt (25 Millionen).

Sollte dieses Urteil also Bestand haben, würde Bayer als Bayern-Konkurrent und im Kampf um einen Spitzenplatz auf Jahre hinaus geschwächt. Daran würde auch ein Leverkusener Sieg am Mittwoch im Pokal in Magdeburg nichts ändern.

Insofern ist das Leverkusen-Urteil noch gravierender als der Versuch des Landes Bremen, sich Polizeieinsätze bei Risikospielen bezahlen zu lassen. Da geht es höchstens um 1,5 Millionen im Jahr. An der Tendenz aber ändern die verschiedenen Summen nichts. Der Fußball soll zur Melkkuh gemacht werden.

 

Rainer Kalb

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